Sabine Schwarze, Coach für Selbsterneuerung mit Achtsamkeit und PEP

Oh, du Fröhliche!

5 Weihnachtsfeiern, 10 Glühwein und 25 verpackte Geschenke weiter ist es nun bald wirklich so weit… Noch einen Blog schreiben, einmal schlafen und morgens ein „menschliches“ Christkind feiern dann ist Heiligabend. Der Stress vorbei und die ersten Weihnachtskilos zugelegt. Bevor ich zum besinnlichen Teil des Tages komme, hier noch eine kleine Anekdote aus meinem früheren Leben:

Manchmal fragte ich mich, wie wohl mein Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht mit dem Satz „Iss nicht so viel, du wirst zu dick, und dann kriegst du keinen Mann.“ aufgewachsen wäre. Die Schlimmste aller Drohungen! Was wäre gewesen, wenn ich ganz unbedarft mit mir und dem Essen hätte umgehen können, wenn ich mir alle Zeit sicher gewesen wäre: „Wie auch immer ich aussehe, was auch immer ich esse: Ich werde geliebt!“

In nicht allzu ferner Zukunft drohte mein 45. Geburtstag, und ich schlug mich seit ich denken konnte mit dem am weitesten verbreiteten und schlimmsten aller Frauen-Probleme herum! ICH BIN ZU DICK, ICH ENTSPRECHE NICHT DEM SCHÖNHEITSIDEAL, UND KEINER LIEBT MICH. Der-Göttin-sei-Dank hatte ich ja – trotz aller Unkenrufe – wenigstens einen Mann und ein Kind. In meiner Kindheit und Jugend aber war gerade dieses gefährliche Essen, vor allem die als absolut verheerend einzustufende Schokolade, ein Balsam für die Seele, ein wundervolles Trostpflaster. Gab es etwas Schöneres als ein gutes Buch, eine Tafel Schokolade und eine Tüte Chips? In eine andere Welt eintauchen und gleichzeitig lauter kleine Streicheleinheiten für Körper, Geist und Seele! Herrlich! Und darüber hinaus war ich damit unsichtbar und pflegeleicht – wie praktisch!

Und so konnte ich heute auf eine beeindruckende 30-jährige Diät-Karriere zurückblicken. Mal sehen, was hatten wir denn da alles? Angefangen mit der Brigitte-Diät, dann Weight Watchers, Heilfasten, Brötchen-Kur, Hollywood-Diät, Bionorm und wie sie nicht alle heißen. Was gab‘s noch? Die Markert-Diät, Endlich Wunschgewicht, Blutgruppen-Diät, Trennkost, Kohlsuppe und die Impuls-Diät. Tja, und jede Menge Psycho-Ratgeber, wie „Die heimliche Sucht, unheimlich zu essen“, „Morgen werde ich schlank sein“, „Esszwang“, „Die böse Mutter“, „Denken Sie sich schlank – Mentaltraining“ mit 2 CDs, Volkshochschulkurse …. Auch die gute Vollwertkost, die Hexendiät, Abnehmen mit dem inneren Schweinehund und nicht zu vergessen die Vollweib-Diät (wie blöd ist das eigentlich??), diverse Pülverchen und zusätzliche Ballaststoffe hatten im Endeffekt nix gebracht. Du meine Güte, das Leben ist eben doch schwer – und könnte ich nicht schon längst reich sein ohne diesen ganzen Diät-Stress? Reich an Geld und nicht an Kilos?

Auch die Diät-Tipps meiner damals 5-jährigen Tochter brachten mich nicht wirklich weiter: „Du musst nur ganz viel Wasser trinken. Dann nimmst Du auch ab.“ Wie gesagt, die Worte einer 5-jährigen! Sollte sie vielleicht Recht haben? Und das waren ja schließlich nicht die einzigen Tipps in dieser Richtung! „Du sollst bis heute Abend verhungern (wobei sie netterweise doch nur „hungern“ meinte). Dein Bauch ist zu dick.“ Eins war klar: „Eine Diät muss her!“ Eine, die endlich hält, was sie verspricht. 10 Kilo in drei Wochen – ohne Jo-Jo-Effekt, versteht sich, und ohne Hungern! Wie soll diese Diät wohl aussehen? Bei Licht betrachtet … Nun, wir wissen es alle: Ein Ding der Unmöglichkeit!

Ein Mann hatte einmal zu mir gesagt: „Sabine, du hast eine Figur wie ein Engelchen.“ – Sollte das möglicherweise ein gut verkleidetes Kompliment gewesen sein? Na, wie sehen „Engelchen“ denn bitte sehr aus? Einen „Engel“, ja den stellt man sich wunderschön, hoch gewachsen, gertenschlank, mit weit ausladenden Flügeln vor. Aber ein „Engelchen“? Das ist doch wohl eher die Kategorie: klein und niedlich, wonnig, pummelig …

Kann es einen Gott geben, der zulässt, dass manche Menschen essen was sie wollen, sich keinerlei Gedanken darüber machen – und dabei rank und schlank sind? Er lässt es zu, Ihr Lieben, und das mit gutem Grund, denn wir sind ja hier, auf der Erde um etwas zu lernen. Und was lernen wir aus der Tatsache, dass es diese schlanken Menschen ohne Essprobleme gibt?

Abgesehen davon, dass es sich hier wohl um ein absolutes Luxusproblem handelt, könnten wir daraus lernen, dass wir nämlich alle unterschiedlich sind, und dass das gut so ist. Und so komme ich zu meiner persönlichen Weihnachts-Erkenntnis.

Wir sind alle hier auf dieser Erde so wie wir sind. Und wir können das annehmen und akzeptieren – oder wir können immer wieder gegen uns selbst und Andere ankämpfen. Wir können weiter Diäten und Extrem-Sport machen, uns mit Disziplin ins Sportstudio oder zur Arbeit schleppen, Menschen abstempeln und in bequemen, großen Schubladen ablegen. Und uns keine Gedanken darüber machen, wie es wohl der alten Dame aus dem ersten Stock geht, die man eigentlich gar nicht mehr sieht. Oder einfach über die frierenden Obdachlosen vor den Geschäftseingängen in der Innenstadt hinwegsehen.

Vielleicht können wir aber auch gerade zu Weihnachten mal zusammenrücken und die Schubladen aufmachen.

Ich wünsche Euch allen fröhliche, schöne und entspannte Weihnachten. In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember beginnen übrigens die Rauhnächte. Das sind 12 Tage und Nächte, denen traditionell eine große Bedeutung zugesprochen wird. Wer ein bisschen Zeit hat und sich auf das Neue Jahr einstimmen will, kann ja mal Herrn Google befragen. Es gibt da einige schöne Rituale, mit denen man sich vom alten Jahr verabschieden und auf das Neue vorbereiten kann.

Habt es gut,

Eure Sabine

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