Keine Termine und leicht einen Sitzen. Eine Woche auf La Gomera

La Gomera

Back in Germany

Jetzt muss ich mich erstmal entschuldigen. Es ist ja eigentlich gar nicht meine Art, Versprechen nicht zu halten. Da posaune ich großspurig, ab jetzt jeden Sonntag eine Geschichte zu erzählen – und prompt versage ich schon beim zweiten Mal! Aber wir waren ja im Urlaub auf La Gomera. Eine sehr schöne, aber auch sehr anstrengende Zeit. Wenn ich geahnt hätte, dass zu der Zeit eine der heftigsten Vollmondphasen überhaupt stattfindet – ich wäre woanders hingefahren. Viel zu viel Energie für mein zartes Gemüt. Die Insel und der Mond wollten mich einfach nicht schlafen lassen.

Workshop "Mach dich frei!" auf Gomera

Als wir am Dienstagabend zurückkamen, empfing uns die deutsche Kälte, und damit meine ich nicht nur die Temperaturen. 2 Tage kein Internet, Telefon und Fernsehen. Nochmal Zwangsurlaub. Oder so was Ähnliches. Leichte Erkältungssymptome. Der Höhepunkt kam aber am Freitag. Wir sind beide schon mit dem linken Fuß irgendwie aufgestanden, haben vergessen zu essen oder Essen mitzunehmen – obwohl das ja sonst eigentlich so gar nicht unsere Art ist. Richtig bunt wurde es aber, als ich mit dem Auto zum Achtsamkeitstraining fuhr. Aus irgendeinem mir immer noch nicht ersichtlichen Grund stand ich auf einmal vor einem geschlossen Auto – ohne Jacke, Portemonnaie, Handy. In meinen Yoga-Sachen. Dumm gelaufen.

Gott-sei-dank konnte ich ja dann erstmal zweieinhalb Stunden Achtsamkeit praktizieren. Dank Frau Amberg war ich wieder ruhig und entspannt und ging mit dem sicheren Gefühl, dass jetzt alles wieder gut wird, zu meinem Auto. Zu früh gefreut. Es ging nicht auf. Dem Himmel sei Dank hatten mein Mann und Solveigh gleichzeitig die geniale Idee, dass es heutzutage tatsächlich noch Autos gibt, die man mit einem SCHLÜSSEL öffnen kann! Und unser Beetle gehört eindeutig dazu. Ist ja auch schon etwas in die Jahre gekommen, der Kleine. Peinlich, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin. Aber da sieht man mal, wie ich drauf war.

Nun war ich aber ganz sicher, dass alles gut wird und ging mit meinen 4 Paar Schuhen zum Besohlen zum Schuster. Leider seit 15 Minuten geschlossen. Okay, das war ja auch erst der zweite Versuch. Weiter zum Bäcker. Vollkornbrot für unsere Tochter kaufen, die gerade in England ist und des englischen Brotes bereits überdrüssig, was man verstehen kann. Super, das hat geklappt und die Verkäuferinnen waren NETT! Jetzt aber schnell ins Treibhaus, Suppe essen, Tee trinken, aufwärmen und fragen, ob ich meine Flyer bei ihnen auslegen darf.

Das war eine ganz, ganz dumme Idee! Denn dort herrschte aus irgendeinem Grund ganz schlechte Stimmung. Als ich auf der Toilette war, um meine Kontaktlinsen zu putzen, schrie jemand so laut, dass ich vor lauter Schreck beinahe die Linse verloren hätte! Macht ja nix. Kann vorkommen. Ich habe sie trotzdem alle lieb im Treibhaus, und das schon seit 30 Jahren. Und das Essen ist einfach super!

Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich die veganen Terriyaki Nudeln nicht geschafft und den Rest mitgenommen habe, die dann in meiner Tasche über den nicht besohlten Schuhen meines Mannes ihre Soße verloren, und dass ich auf dem Weg zurück zum Auto mal wieder ohne Schirm und daher pitschnass war. Aber es hat ja alles einen Sinn, und man bekommt so viel zurück. Jedes Lächeln, das wir verschenken. Und jedes gemeine Hupen und Drängeln auch. Ich wüsste nur zu gern, was ich gestern oder letzte Woche verbrochen habe, dass ich heute so böse bestraft werde …

Sabine Schwarze, Coach für Selbsterneuerung aus Hannover.

Dann bin ich aber lieber ganz schnell nach Hause gefahren. Habe mir eine heiße Schokolade gemacht, mich aufs Sofa gelegt und eine Folge „Mord mit Aussicht“ geguckt. Das hilft immer! Heute gab es aus der 3. Staffel die Episode 12. Caroline Peters als Chef in Hengasch. Göttlich!

Jetzt aber ab nach La Gomera!
La Gomera

Noch immer ein mystischer Ort. Die Berge mit ihren feenhaften Lorbeerwäldern, das Meer, die Delfine, die Menschen. Jeden Abend Sonnenuntergang am Strand im Valle, mit Trommeln, Singen, Rotwein und Tapas. Mein Mann und ich waren nun schon zum dritten Mal dort, weil wir die Natur und die Menschen dort so großartig finden, und weil es ein idealer Ort für eine kurze Auszeit ist, wenn man viel gearbeitet hat und etwas Abstand braucht.

„Ich beschütze dich und du kurbelst dich frei!“

Unser erster Tag im Tal des Großen Königs! Von Bremen aus hat unsere Reise hierher 12 Stunden gedauert. Wenn man dann noch die Autofahrt in der Dunkelheit über den Berg und die kurvenreiche Straße hinter sich gebracht hat, ist man echt erledigt. Aber das soll sich ja durch die neue Fährverbindung nun ändern.

Ein Bier und ein Glas Rotwein, Ziegenkäse mit Palmhonig und Spaghetti Carbonara weiter ist schon alles wieder gut. Das Meer rauscht, die Sachen sind ausgepackt und der Kühlschrank hat auch schon etwas Futter. Kinder, kann das Leben schön sein, sagt Yana‘s Patenonkel immer. Recht hat er!

So gut wie in der ersten Nacht hatte ich lange nicht geschlafen. Nicht so lange, aber sehr gut. Um halb acht stehe ich schon mit meinem Kaffee auf dem Balkon und starre auf das Meer und den Strand, wo die Ersten schon laufen, schwimmen, Yoga oder Qi Gong machen, manche tatsächlich auch auf einem Felsen im Meer. Chapeau! Oder wie ich einfach nur aufs Meer starren.

Der erste ernsthafte Programmpunkt dieses Tages heißt: Krafttraining und Yoga auf der Dachterrasse, dann Laufen am Strand und zurück schwimmen … Ich muss dazu sagen, ich liebe das Meer, immer schon. Man nannte mich früher Wasserratte. Aber vor einigen Jahren hatte mich das Meer vor Big Island, Hawaii, überhaupt nicht sehr lieb. Eine sehr große Welle wollte mich verschlucken und spuckte mich erst dann wieder aus, als ich schon glaubte, mein letztes Stündchen habe geschlagen.

Seitdem musste ich bei hohem Wellengang oder wenn es gleich sehr tief reingeht immer an der Hand meines Mannes ins Wasser – wie ein kleines Mädchen. Das wurde mir an diesem Morgen erst so richtig klar. Ein nicht wirklich verarbeitetes, traumatisches Erlebnis! Ich kurbelte also direkt im Wasser: „Auch wenn ich immer noch ein bisschen Angst vor dem Meer habe, finde ich mich gut so wie ich bin!“ und klopfte ein paar zu erreichende Punkte. Check. Wieder ein bisschen emotionales Gerümpel abgeworfen. Manchmal ist einfach einfach einfach.

Mein Mann lachte sich halbtot und sagte: „Siehste! Ich beschütze dich und du kurbelst dich frei!“ Danke, Micha. Das Meer und ich haben uns jetzt wieder lieb, und ich kann ganz allein wieder ins Wasser – auch bei Wellen und tief!

Und dann führte uns unsere erste Akklimatisierungs-Wanderung durch den Jardin de las Creces. 80 m Höhenunterschied, Länge 5 km. Das sollten auch wir niedersächsischen Flachlandtiroler bewältigen können! Auf La Gomera sind die Einsterne-Wanderungen gefühlte Dreisterne-Wanderungen in Österreich. Puuh! Also schnell zum Einkehrschwung bei Dona Efigenia und Abkühlen am Playa del Inglès. What a perfect day!

Ich könnte noch stundenlang weitererzählen. Von steilen Abhängen, die man unter Einsatz seines Lebens erklimmen muss, wenn man den falschen Wanderweg wählt. Von Rosins Restaurant „Abraxas“ mit seinen großartigen Gerichten und den freundlichen UND kritikfähigen Inhabern gleich bei uns um die Ecke. Von der Arche Noah und den leckeren vegetarischen Gerichten und dem duftenden Cortado. Von Walen und Delfinen, die wir von der „Amazonia“ aus zum Greifen nah sahen, und die uns alle zu Tränen gerührt haben. Und von der Finca Argayall in der Schweinbucht von Valle Gran Rey. Ein wunderschöner, sehr kraftvoller Platz, an dem ich hoffentlich irgendwann mal in meinem Leben, aber vorzugsweise nächstes Jahr, eine Auszeit für feinfühlige, gestresste und schlaflose Menschen anbieten darf. Mal sehen.

Ich kann jetzt aber nicht mehr schreiben. Erstens war dieser Tag wirklich mehr als anstrengend. Und zweitens fliegen wir heute Abend für 2 Tage nach London, um unsere Tochter zu besuchen, die dort an der Royal Hollow University von Egham an einer Studie über Alexithymie mitarbeitet. (Hoffentlich habe ich das diesmal richtig geschrieben, Yana, sorry. Das heißt auf Deutsch „Gefühlsblindheit“ – und sind wir nicht alle manchmal ein bisschen „gefühlsblind“ – oder auch bluna?)

Am Strand von Valle hatte ich übrigens ein paar Geistesblitze, von denen ich gern nächste Woche berichte. Bestimmt handele ich mir damit auch Mecker ein, kann ich aber nicht ändern. Authentizität ist mein höchstes Gut.

Nur so viel: Ich glaube, dass „Hochsensibilität“ – oder auch Feinfühligkeit, ein gutes Gespür, das feine Näschen, zu viel Empathie, ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, aber auch Neigung zu Allergien und Autoimmunerkrankungen – vielleicht gar kein Persönlichkeitsmerkmal ist. Sondern eine Anlage, die wir mitbekommen haben. Und mit „wir“ meine ich: wir Kriegsenkel, vielleicht sogar schon die Kriegskinder, unsere Eltern, vor allem aber die Kriegsenkelkinder, unsere Kinder. Vielleicht haben wir diese „Gabe“ durch die Erlebnisse unserer Eltern und Großeltern in den Weltkriegen. Sie waren ja alle emotional total unterversorgt. Traurig.

Und sind unsere Kinder nicht einfach in allem so besonders, manchmal so zart und feingliedrig, immer so schön und klug? Unsere ganze Hoffnung für diese Welt sollte sich auf ihre Förderung konzentrieren.

So, bevor ich noch von meiner eigenen Schreiberei anfang zu heulen, mach ich jetzt mal Schluss, packe meinen Koffer und nehme ….. Harry Potter and the cursed child mit!

Habt es gut, have a good time and see you next Sunday!

Sabine

 

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